Mongoleireise 2007
zurück Ulan Bataar, Abfahrt nach Erdenet 8.5. weiter

Letztenendlich traf ich zwar ne Menge Leute die die Idee für ganz toll hielten, aber letztenendlich nicht mitwollten. Entweder zu lang, zu unsicher, zu teuer....

So zogen sich die nächsten Tage dahin, hier und da mit einem leckeren Essen, und der geradezu preußisch anmutenden Prozedur meiner Visaverlängerung. Der Botschafter in Berlin sagte - nein, es gibt kein 2 Monatsvisum für Touristen, aber die Verlängerung wäre ganz einfach. Man hätte jetzt neue Regeln, und die müßte man befolgen. Ich machte mich also auf den Weg zur Ausländerbehörde, reihte mich ein, und letztenendlich war das eine Abkassiergeschichte. Warum die das Geld in Dollar haben wollen? Ist nicht der Tugrik die Landeswährung? Na ja, ist irgendwie egal, aber andererseits auch etwas unverschämt für einen Tag 3 Dollar haben zu wollen. Ich war da nicht alleine, sondern mit einem Amerikaner, der als Englischlehrer über den Peace Corps in die Mongolei gelangt war, und der ebenso eine Visaverlängerung brauchte. Da er aber an einen anderen Schalter mußte, trennten sich unsere Wege erstmal. Mein Weg führte mich noch zum Fotobüro, wieder zurück an den Schalter, und in 4 Tagen sollte ich meinen Paß abholen. Weil das Paßbüro am 1. Mai zuhatte mußte ich mich noch ein paar Tage gedulden.

Meine Unruhe mäßigte sich nach dem Genuß eines Khan Bräu Dunkel, das geht runter wie Öl. Das Wetter war mittlwerweile heiß, bis zu 30 Grad tagsüber bei fast noch frostigen Nächten

Die Brauerei wurde von einem Mann aus Schwäbisch Hall gegründet, einem rastlosen IT Mann, der sich wegen der allgegenwärtigen Spätzle mit Schafffleich in der Mongolei heimisch fühlte. Mittlerweile hat er die größte Brauerei im Land und ist mit einem Partner der Eigentümer des privatisierten Betriebes APU.

Die nächsten Tage verirrte ich mich zu einem Ort in der Nähe des Bahnhofes, wo einige Busfahrer auf Aufträge warteten. Leider war das der falsche Abfahrtsort, der ist am Westende der Stadt. Aber ich wollte dann auch lieber mit der Eisenbahn fahren, und der Koreaner kam dann letztenendlich mit nachdem ich am 8.5. keine Geduld mehr hatte. Es kommen keine Reisende mehr, und die Busmietaktion würde wahrscheinlihc nicht stattfinden. Also kaufte ich zwei Bahnfahrkarten und wir fuhren am Abend ganz gemütlich nach Erdenet. Hier ein kleiner Bahnhof an der Strecke:

Dies ist die längste Bahnstrecke abseits der Hauptlinie, und die 400 km werden auch eher gemächlich zurückgelegt. Die Eisenbahn braucht dafür 9 Stunden, Kleinbusse 4 Stunden. Moon hatte noch ein paar Änderungswünsche, und ob man nicht noch ein paar Tage warten könnte - da sagte ich ihm, er kann gerne mitkommen oder alleine reisen, und es wäre seine Entscheidung. Ich kann in diesem Land alleine reisen, er nur mit Schwierigkeiten. Jedenfalls kam er mit, und am nächsten Morgen waren wir um 8 Uhr da.

Der Bahnhof liegt aber 10 km außerhalb der Stadt, und so fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt. In Erdenet gab es eine Art Busbahnhof, Sochid Teeriin Gasar genannt (Passagiertransportzentrum) wo es dann ein Frühstück in Form einer Suppe gab, und sogar Toiletten.

Hinter dem Gebäude war ein kleiner Markt angesiedelt wo man fast alles kaufen konnte. Ein Bus nach Murun war dann auch schnell gefunden, Abfahrtszeit 14 Uhr. Allerdings ist das nach mongolischer Landessitte stark optimistisch gemeint und bedeutet in keinster Weise, daß um 14 Uhr der Fahrer anwesend ist oder daß es genug Passagiere für die Fahrt gibt. Während der Wartezeit gab es Gelegenheit, allerlei verschiedene Lösungen für Transportprobleme zu sehen, beispielsweise der Pferdetransporter:

Die Mongolen sind ein geduldiges Volk und ertragen auch das (nach westlichen Masstaeben) unsinnige Gehabe des Busfahrers.

Zu der versprochenen Abfahrtszeit 14 Uhr kamen noch mal 3 Stunden dazu, und letztenendlich sassen 16 Erwachsene und 3 Kinder im Bus. Er hat 10 Sitzplaetze, aber mit sowenig Leuten geht das natuerlich nicht.

Natuerlich hattte man auch vorher tanken koennen, und das der Vergaser ein Problem hat, haette er auch auf der Fahrt zum Parkplatz bemerken koennen. Aber nein, das wird nach Landessitte irgendwann gemacht. Glücklicherweise haben sich die meisten Dienstleister wie z.B. Fahrer drauf geeinigt daß irgendwann meist auch mit Heute gleichzusetzen ist. Gegen 15 Uhr betrat ein mit einem Anzug gekleideter Mongole den Bus und gab eine Flasche Wodka an die Mitreisenden aus. Die Zeit zog sich, aber um 17 Uhr gings dann endlich los. Und zwar in dieser Reihenfolge:

17 uhr: Abfahrt, Tanken.
17.01 Uhr: ein Polizist winkt den Busfahrer raus und kontrolliert die Reisepapiere, die Travel permits.
17.05 Busfahrer muss mal. Das Geschaeft erledigt er am Strassenrand.
17.06 Busfahrer raucht noch genuesslich eine Zigarette.
17.15 We are on the road.
18.30 Das Vergaserproblem laesst das Fahren steiler Strassen nicht zu. Es wird bei eisigstem Wetter bei Hagel und Regen behoben. Die Russischen Busse haben die Klappe zum Motor aber im Inneren so dass der Fahrer keine kalten Finger kriegt. Immerhin eröffnet das einem die Möglichkeit, ein nettes Foto zu schießen:

Gefühlte Temperatur: -10 Grad, ich setze eine Mütze und Handschuhe auf eine imaginäre Einkaufsliste.
19.30 wir fahren. Wir fahren sogar schnell, weil hinter Erdenet noch ca. 100 km gute Strassen kommen. Deswegen Hoechstgeschwindigkeit 80 km/h
20.30 Die Strasse geht in eine Gelaendepiste ueber
es gibt zwar noch eine Schotterstrecke aber die ist wegen Waschbrettmuster nicht brauchbar.
ich sitze auf einer dreiersitzbank hinten eingekeilt, neben vier anderen Mitreisenden.
22 Uhr: Stop zum Essen. Es stellte sich heraus dass die Behauptung der Autoren des Buches Reise-know how Mongolei unrecht hatten mit der Behauptung dass die Fahrer nie stoppen.

Nachts: Hagel, Schneesturm, Regen, aber irgendwie haben die Fahrer diesen Orientierungssinn, den auch islaendische Pferde haben. Die finden auch in schlimmster Dunkelheit ihren Weg nach Hause. Der Fahrer auch. Es ist kalt, unbequem und ohne das Geschaukel des Busses wäre die Sitzposition nicht zu ertragen gewesen. Und es gab ein wenig Abwechslung, Schlaf hingegen nicht.

3 Uhr: zwei Passagiere steigen in einem Dorf ohne Namen aus.
6 Uhr: Stop bei einem Ger, 4 Leute trinken einen Tee zum Fruehsteueck.
8.10 : Ankunft in Murun, Busbahnhof

Eine Raststätte nach Landesart:

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